Ein Viertel in unserer Stadt
Die unglaubliche Geschichte der Chérisy-Kaserne in Konstanz
Ein Film von Hubl Greiner
Dokumentarfilm / Deutschland / 2 Stunden 20 Minuten
© HEUTE.film 2023
FILM KAUFEN!
Chérisy-Film bei Vimeo kaufen: 12,20€
Streamen und/oder herunterladen unter:
https://vimeo.com/ondemand/cherisy
SWR2 Leben (Hörfunk)
Ein Vorbild für viele selbstverwaltete Wohnprojekte – Die ehemalige Chérisy-Kaserne in Konstanz
Von Grace Yoon
7.11.2023 / 15:05 Uhr
PODCAST:
www.swr.de/swr2/leben
PREMIERE
28. April 2023, 18:30 Uhr, Zebra Kino Konstanz (ausverkauft)
Aufführungen:
1. Mai 2023, 18:15 Uhr, Zebra Kino Konstanz (ausverkauft)
6. Juni 2023, 18:30 Uhr, Zebra Kino Konstanz (ausverkauft)
7. Juni 2023, 18:30 Uhr, Zebra Kino Konstanz (ausverkauft)
21. Juni 2023, 18:30 Uhr, Zebra Kino Konstanz (ausverkauft)
21. Oktober, 20 Uhr, Theater Konstanz, Großes Haus (ausverkauft)
Regie Hubl Greiner
Drehbuch Claudia Knupfer
Von der Nazi-Diktatur zum alternativen Wohnprojekt
Wo einst Nationalsozialisten im Gleichschritt marschierten, existiert heute ein alternatives, selbstverwaltetes Wohn- und Arbeitsmodell. Gegründet wird das Projekt mit der Vision, eine bessere Form von Zivilgesellschaft zu entwickeln – selbstbestimmtes Leben, gemeinschaftliches Arbeiten, soziales und kulturelles Engagement liegen als Leitvorstellung in der Luft.
Die Kaserne wird 1936 als militärische Einrichtung gebaut. 1945 verliert Deutschland den Krieg gegen die Alliierten, die Kaserne wird von den französischen Besatzern übernommen. Nach deren Abzug im Jahre 1978 stehen die Gebäude leer. 1983 gelingt es dem Verein Evangelische Studentengemeinde e.V. erstmalig in Deutschland, eine ehemalige Kaserne in Selbstverwaltung zivil nutzen zu können.
Der Film zeigt die Entwicklung des Areals, den Einfluss des besetzten Fischmarktes in den 1970/80ern und die immensen Hürden seitens der Behörden. Er gibt einen Einblick in die kulturellen und sozialen Institutionen, sowie das Leben der Menschen vor Ort. „Ein Viertel in unserer Stadt“ beschäftigt sich mit der Frage, was von den Visionen übrig ist und welche Zukunft das Projekt hat.
Die Chérisyfilm Protagonisten
Dieter Bellmann, Andreas Maucher, Georg Schramm, Rudy „Kuki“ Haenel, Dr. Bertfried Fauser, Holger Reile, Pean Daiber, Benny Kreibich (Kulturladen), Bernadette Meessen, Peter Geist, Dr. Horst Eickmeyer, Dr. Wilhelm Hansen, Dr. Arnulf Moser, Michael „Kniddl“ Schopf, Andeas Lindner, Thomas Bohnet, Harald „Hucky“ Fette, Michl Reitberger (Wegwarte Naturkost), Stefan von Buch (Kfz-Meister), Wilfried Breetsch, Joschi Horack, Bärbel Mampell, Bernhard Gedrat (Musikwerkstatt, Die wilden Chérisy-Kerle), Paul Amrod, Robin (Contrast), Francis David (ehemaliger Stationsarzt / franz. Besatzung), Magdalena Meyer, Christoph Sinz, Herbert Lippenberger (Zebra-Kino), Margot Maier, Mahlo und Dr. Doris Bühler-Schilling, Anjana Perera, Selina Bänziger, Ralf Braun, Moritz Stöckle, Charlotte Zeller, Holger Abel, Tim Laube, Bernd Rügen (Die Superhelden), Nicole, Ferdinand und Rosalie Boldt, Su-Min Park, Bernhard Rudolf, Die Garten-Crew, Ruth Stöckle, Karin Wäschle, Bernhard Schneider, (AWO Treffpunkt Chérisy), Dania Nikisch (Kinderhaus), Dieter Schroff, Svitlana Röpcke, Monika Anslik (Die Brücke), Franz Wortmann (Schreinermeister), Rolf Muffler (Elektromeister), Tina Herbert-Fischer, Wolfgang Fischer, Eva Herbert, Rain Oberförster, Ulla Leutze, Ute Loeper, Christoph Mainberger, Anna Blank, Dani Behnke (Theater KN), Reiner „Zinki“ Zinkmeier, Hamidu, dem Bautrupp der Neuen Arbeit. u.v.a.
Mit Musikbeiträgen von: Klangraum, Paul Amrod, Bellybutton and the Knockwells, Marche Comune, Franco Manzecchi & Fancis David, All Because The Lady Loves, Williams Wetsox, Harry Coltello, Rotglut, Bernhard Gedrat, Zwielicht Orchester, Baobab Vibes, Back Pain, Ben Jeger, Hans Reffert, Little Sinners, Hubl Greiner, The Blech
Mit Fotos von: Ronald Frommann, Bernadette Meessen, Hella Wolff-Seybold, Jochen Axt, Walter Bühler-Schilling & Dr. Doris Schilling, Reiner Zinkmann, Dieter Bellmann, Anna-Theresa Saile, Bertfried Fauser, Thomas Bohnet, Patrick Manzecchi, Daniel Groß…
Mit Archivaufnahmen von: Dieter Bellmann, Tarek Boschko, Kulturladen, Werner Duffner
Details zum Film
Die Chérisy-Kaserne wird 1936 von den Nationalsozialisten erbaut. Nach dem Krieg wird sie vom französischen Militär übernommen. Mit dem überraschenden Abzug der Garnison im Jahr 1978 steht die Kaserne und zahlreiche Soldatenwohnungen von jetzt auf heute leer.
Eigentlich ein Glücksfall für die chronisch wohnraumknappe Stadt am See, der aber kurzfristig nicht zu nutzen ist. Konkrete Pläne über die Verwendungen der Liegenschaften gibt es nicht. Eine angedachte Zwischennutzung der Kaserne scheitert an zu hohen Kosten, da sie von der Bundesverwaltung lediglich auf 10 Jahre für zivile Zwecke freigegeben wird. Danach soll das Areal eventuell wieder militärisch genutzt werden. Für eine kreditfinanzierte Umnutzung bedeutet das sehr hohe Tilgungsraten bei gleichzeitig extrem hohem Zinsniveau. Für konventionelle Bauträger bleibt die Chérisy-Kaserne somit uninteressant, da sie nur mit astronomischen Mietpreisen wirtschaftlich zu tragen wäre. Die Gebäude drohen als „Verwertungslücken“ zu verkommen.
Dieser Umstand weckt Visionen bei der alternativen Szene. Sie will Wohn- und Arbeitsplätze, sowie soziale und kulturelle Einrichtungen in Selbstverwaltung aufbauen und organisieren. Hierfür entwickeln die Initiatoren des Vereins „Evangelische Studentengemeinde der Universität und der Fachhochschule Konstanz e. V.“ ein extrem kostensparendes Modell. Mit nur 20 % der offiziell geschätzten Kosten und Subventionen sollen die Gebäude saniert und bewohnbar gemacht werden. Erreichen will man diese Vorstellung durch Eigeninitiative, Improvisation, Wiederverwendung vorhandener Bausubstanz und dem Ausbau in Etappen.
Der Verein verfolgt ein soziales Experiment. Er will in dem Areal eine bessere Form von Zivilgesellschaft entwickeln. Selbstbestimmtes Leben, sozial faires und gemeinschaftliches Arbeiten, kulturelle Einrichtungen sind die Vision. Auf der Grundlage basisdemokratischer Selbstorganisation will man ein funktionierendes Wohnquartier entwickeln, das wirtschaftlich eigenständig überleben kann.
Die Vorhaben treffen in den ersten Jahren auf Sympathie und Unterstützung. Nicht nur seitens der Presse und Öffentlichkeit, sondern auch von Politik, Behörden, Universität, Landeskirche, Bundesvermögensverwaltung und dem Freiburger Finanzpräsidium. Zu günstigstem Mietpreis erhält der Verein einen 10-Jahres-Mietvertrag für zunächst ein Gebäude und eine Mietoption für drei weitere Mannschaftsgebäude. Der damalige OB Eickmeyer sorgt für eine Ausfallbürgschaft zur Sicherung der nötigen Darlehen. Eine Mehrheit des Gemeinderats stimmt zu. Die Landeskirche spendiert Werkzeuge und Maschinen.
Mit enormem Idealismus wird soziales Wohnen und Arbeiten in der ehemaligen Kaserne ermöglicht. Es werden Wohnungen gebaut, in denen Studenten, Wohngemeinschaften und Familien zu fairen Mietpreisen untergebracht werden können. Zudem werden Werkstätten, kulturelle Einrichtungen und ein selbstverwaltetes Jugendprojekt aufgebaut. In eigenen Meisterbetrieben werden Arbeitslose und Asylbewerber ausgebildet.
Das Cherisy-Projekt entwickelt sich zur ersten selbstorganisierten Wohnungsinitiative in einer ehemaligen Kaserne in Deutschland. 10 Jahre später wird es zum Vorbild für viele ähnliche Initiativen, die daraufhin bundesweit entstehen. In dem gemeinnützigen Beschäftigungs- und Bildungswerk werden heute 123 Wohnungen bewirtschaftet. Zur Initiative gehören handwerkliche Betriebe, soziale und kulturelle Einrichtungen, Sport- und Spielplätze, Kindertagesstätte, Werkstätten, Ateliers, Studios, Proberäume für Musiker, selbstständige Gewerbetreibende etc.
Ab Ende der 90er Jahre häufen sich die Konflikte mit den Behörden. Von allen Seiten gerät das Projekt unter Druck. Die finanziellen Folgen drohen das Projekt zum Scheitern zu bringen. Die Geschäftsführer kämpfen mit Hilfe von Anwälten, Steuerberatern und Gutachtern um das Überleben des gesamten Projekts. Auch zwischenmenschliche Konflikte häufen sich. Die Zukunft ist ungewiss.
Die Chérisy – ein kultureller Hotspot in Konstanz
Kulturladen
Der Kulturladen gehört zu den wichtigsten Veranstaltungsorten in Süddeutschland. Präsentiert wird internationale Jugend- und Hochkultur.
Zebra Kino
Aus Begeisterung für gute Filme stellen 20 junge und alte Cineast/innen Woche für Woche ein spannendes Kinoprogramm zusammen. Das Zebra Kino zeigt eine Mischung aus Spiel- und Dokumentarfilmen, begleitet von einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm, bestehend aus Diskussionen und Filmgesprächen mit internationalen Gästen aus den Bereichen Film, Aktivismus und Wissenschaft, die zu Gast oder digital zugeschaltet sind. Das Kino erhält 7 mal den Kinopreis des deutschen Kinematheksverbundes.
JugendKultur e.V. Contrast
Das Contrast ist ein von jungen Menschen selbstverwaltetes Zentrum. Es bietet die Möglichkeit, sich kreativ einzubringen und in Eigenverantwortung Freizeit zu gestalten. Die Info-Kneipe engagiert sich für Themen wie Sexismus, Rassismus, Vorurteile oder Intoleranz. Das Contrast spielt seit 25 Jahren eine wichtige Rolle in der regionalen Jugendarbeit.
Cherisyfest
Ein Stadtteilfest mit einem vielfältigen Programm (Live-Musik, Kinderprogramm, Open-Air-Kino, Essensstände etc.), stärkt den Zusammenhalt der Menschen in der Region.
Ansässige Künstler
In dem Areal sind international agierende Künstler ansässig. Auch der Kabarettist Georg Schramm entwickelt dort in den 1980ern die Theatergruppe „Noies Paratheater“.
Lifestyle im Chérisy-Areal
Wegwarte Naturkost
Die Wegwarte bietet eine breite Palette an Bio-Lebensmitteln und Getränken. Das Brot- und Käsesortiment sind einzigartig in der Stadt.
Kinderhaus Chérisy
Im dem einladenden und geräumigen Kinderhaus herrscht fröhlicher Trubel. Man hört lautes Kichern und Lachen. Die Kinder werden in den unterschiedlichsten Bildungsbereichen begleitet: Bewegung, Selbstständigkeit, freies Spiel, soziales Miteinander, Schlafen und Ruhen, selbstständiges Essen, Sprache etc. Die Grundsätze der Montessori- und Pikler-Pädagogik helfen, das Vertrauen der Kinder in ihre Stärken zu unterstützen.
Chérisy sozial
Tagestreff „Die Brücke“
Die Brücke“ ist ein freiwilliges, außerstationäres Angebot für psychisch kranke Menschen. Sie bietet Freizeit- und Beschäftigungsmöglichkeiten an, welche den Betroffenen ermöglicht, ihr Selbstvertrauen und ihre Eigenverantwortung zu stärken.
AWO Treffpunkt Chérisy
Mittagstisch, öffentliches Bücherregal, Chérisy Flohmarkt, Antragshilfe, Räume mieten, Generationenküche, Offenes Wohnzimmer, Antidiskriminierungsberatung, Angebote für Migrant*innen, Senior*innen, Kinder, Familien etc.
###
FEEDBACK
„Danke… der Film hat mich inspiriert, wieder über das Zusammenleben in einer Gemeinschaft nachzudenken.“
„Ich bin beeindruckt von dem Engagement der Bewohner.“
„Faszinierend, wie die Macher immer wieder alternative Lösungen für Fortgang des Projekts gefunden haben.“
„Der Film hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, Räume für selbstverwaltete Gemeinschaften zu schaffen, in denen Solidarität und Zusammenarbeit im Mittelpunkt stehen. Ich wünschte, es gäbe mehr Projekte wie dieses.“
„Die Geschichte der Bewohner hat mich tief berührt und ihre Leidenschaft für das alternative Wohnmodell hat mich ermutigt.“
„Ein inspirierender Film!“
„Beeindruckend, wie die Bewohner es geschafft haben, die finanziellen Herausforderungen zu meistern. Ein Film, der zum Denken anregt.“
„Ein wichtiges Stück Konstanzer Stadtgeschichte.“
„Ein Film der Lust auf alternative Wohnmodelle macht.“
„Es war großartig zu sehen, wie man mit kreativen Ideen Wohnraum schaffen kann, die den Bedürfnissen aller gerecht werden.“
„Der Film hat mir Mut gemacht, unsere Umgebung aktiv mit zu gestalten.“
„Ich mag den Film, weil er die Vielfalt des Projekts und ihre individuellen Geschichten eingefangen hat. Es ist ermutigend zu sehen, wie eine Gemeinschaft unterschiedlichster Menschen so etwas schaffen kann.“
„Ich bin inspiriert, aktiv zu werden.“
„Der Film macht Lust auf mehr Chérisy“
„Ein langer Film, aber keine Sekunde langweilig.“
„Wußte nicht, dass es soviele spannende Initiativen in der Chérisy gibt.“
„Ein historisches Zeitdokument.“
„Der Film hat geschafft, auch die Energie rüber zu bringen, die über 40 Jahre lang in das Projekt gesteckt wurde.“
„Ein toller, berührender Film! Und sehr informativ. Manche Einstellungen waren mir zu kurz, ich würde ihn gerne nochmals sehen.“
„Man erfährt erstmals ausführlich die Geschichte des retro-utopischen Bullerbü, in dem man bisher ahnungslos einfach nur ein WG-Zimmer bewohnte.“
„Glückwunsch zu dem genialen Cherisy-Film!!“
„Compliment: Sehr schön und gut gemacht. Ganz abgesehen von einer sorgfältigen und spannenden Recherche, fand ich die Sequenz über die Wegwarte und die Szene mit den Kochenden großartig.“
GEFÖRDERT DURCH
Kulturfonds der Stadt Konstanz
Kamera Support: Lichtblick Konstanz