LUKE – der letzte wilde Hund am Yukon

Deutscher Aussteiger in Kanada

Ein Film von Hubl Greiner
Dokumentarfilm / Kanada, Yukon Territory / Dauer: 63 Min.
VÖ: Der Film wurde 2015 auf spiegel.tv und dbate.de veröffentlicht
© HEUTE.film 2013

 

 

Presse und Feedbacks

– Coole Doku, cooler Typ… (Spiegel).
– Sehr spannende Doku.
– Einfühlsame Doku über einen interessanten Menschen.
– Besonderen Dank auch an Christof Dienz für die schöne Musik.
– Was für eine Legende!
– Schöner Film, die Atmosphäre am Yukon sehr gut widerspiegelnd.
– Eine sehr schöne Geschichte… man braucht sehr viel Mut, um sich zu wagen in wilder Natur zu leben.
– Tolle Reportage, leider viel zu kurzweilig, hätte gerne noch weiter geschaut…
– Habe den Film regelrecht verschlugen und gleich 2x am Stück gesehen. Einfach beeindruckend, wie Luke sein Ding durchgezogen hat und der Film findet eine tolle Mischung aus Nähe und Abstand…
– großartige Dokumentation über Luke, ich ziehe den allergrößten Hut!
– vielen Dank fuer “Luke Allein in der Wildnis” – sensibel portraitiert und vor allem diese verlangsamte Zeitzone dort wunderschön eingefangen.
– Solche Dokus über tolle Menschen, die es einfach machen, zeigen mir, wie jämmerlich das Leben in Deutschland für die Allermeisten, mich eingeschlossen, doch ist.
– Respekt für dieses Werk!
– Absolut grandiose Dokumentation!
– Leider jetzt erst entdeckt, sehr klasse Doku.
– Interessante, eindrucksvolle Doku.
– Schöne Doku, mein Respekt.
– Diese Doku ist eine besondere Wohltat.
– Ich habe diese Doku schon mind. 12 mal angeschaut und es wird nie langweilig.
– Eine absolut interessante und gelungene Dokumentation!
– Tolle Reportage, leider viel zu kurzweilig, hätte gerne noch weiter geschaut.
– Finde die Doku sehr gut und die Musik genau passend.
– Super Doku! Respekt.
– u.s.w.

Luke – Deutscher Aussteiger in Kanada

Überlebenskämpfe kennen wir hierzulande im Normalfall nicht. Wenn wir kämpfen, kämpfen wir um andere Dinge: die Vereinbarkeit von Familie und Karriere, eine bessere Bezahlung oder, wie die Beastie Boys, for our right to party. Neben diesen abstrakten Konstrukten, in denen wir uns Tag für Tag behaupten müssen, steht das Überleben in der Natur, fernab von Krankenversicherung und sozialer Verpflichtung.

Die Wildnis übt nach wie vor eine respekteinflößende Anziehung auf uns aus, der wir uns auch zwischen Topfpflanze und 3D-Fernseher nicht erwehren können. Wir träumen von einer Rückkehr zum Ursprung, einer zumindest zeitweiligen Reduktion auf das Wesentliche. Dafür besuchen manche Survival-Seminare, andere treiben Extremsport, auf irgendeine Art getrieben sind wir jedoch alle. In Kanada hat er in der Wildnis mit einfachsten Mitteln ein ausgeklügeltes Blockhaus gebaut, mit seinen eigenen Händen. Er lebt dort fernab jeglicher Zivilisation allein, ohne Telefon, Internet, Computer, Radio oder TV.

Wo andere Menschen unter chronischer Unzufriedenheit und Burnouts leiden und nicht mehr ohne Antidepressiva auskommen, versucht Luke sich seinen eigenen Lebensraum zu schaffen. Im Sommer 2013 besuche ich Luke im Yukon Territorium, dort wo der Pelly- auf den Yukon-River trifft. Begleitet werde ich von meinem Freund, dem österreichischen Musiker und Komponisten Christof Dienz.

Credits:

Mit: Luke, Christof Dienz, Jerry Alfred, Eric, Becci und Kids, Jim, Carol, William und Liam

  • HUBL GREINER
    Buch, Regie, Kamera, Ton, Schnitt
  • CLAUDIA KNUPFER
    Dramaturgie
  • CHRISTOF DIENZ
    Musik
    Drums: Hubl Greiner
  • HANNA FEARNS
    Musik „Jim und Carol“
    Produktion: Hubl Greiner
    Dobro, Banjo: Mac Barisch

Vielen herzlichen Dank an Helena Knupfer für den obigen Begleittext.

VÖ: August 2015 auf dbate.de und spiegel.tv, in Kooperation mit WDR, ZDF Info und dctp.tv (Alexander Kluge).
© HEUTE.film 2013

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LUKE – die Geschichte

Luke kauft sich 1997 ein 17 ha großes Waldgrundstück in der kanadischen Wildnis und baut sich dort mit einfachsten Mitteln ein ausgeklügeltes Blockhaus, in dem er jeden Sommer etwa 4 Monate alleine lebt. Luke hat die Schnauze voll von Menschen, denen er nicht traut. Er ist gerne unter Freunden, am liebsten aber ist er allein, möglichst weit ab der Zivilisation.

Eigentlich war es unser gemeinsamer Jugentraum, aber mich packte später die Leidenschaft zur Musik. Im Sommer 2013 besuche ich Luke im Yukon Territorium, dort wo der Pelly- auf den Yukon-River trifft.

5 Stunden dauert die Anreise von Whitehorse. Vom kultivierten Klondike-Highway geht es hinter Pelly Crossing 50 Kilometer auf Wald- und Schotterwegen durch den Busch bis zur Pelly Farm – einer ehemaligen Versorgungsstation für die Goldgräber, die mit ihren Planwägen auf dem Weg nach Dawson City waren. Auf diesem historischen Grund lassen wir unser Auto stehen, laden Gepäck und Proviant in ein Kanu und schippern viele Kilometer weiter flußabwärts – sein Land ist nur per Boot zu erreichen.

Luke hat viel zu erzählen – vom Hausbau mit Hindernissen, Begegnungen mit unfreundlich gesinnten Indianern und noch unfreundlicheren Bären, einem Waldbrand, dessen Flammen seinen Traum fast auffraßen. Ob und wie er letzteres verdaut hätte, kann er allenfalls erahnen. Aber man spürt heute noch, Jahre nach dem Brand, eine gewisse Anspannung, wenn Luke darüber spricht. Vielleicht ist es auch das Wissen, dass so etwas jederzeit wieder geschehen kann. Im Busch ist man den Launen und Gesetzmäßigkeiten der Natur ausgeliefert – und wenn man sich noch so sehr mit ihr zu arrangieren versucht.

Der sympathische Bayer mit dem markanten Schnauzbart arbeitetet im Winter in Deutschland Schicht als Altenpfleger und spart dabei möglichst viel Geld, um sich die 4 Monate jedes Jahr in Kanada leisten zu können. 4 Monate lang wird er unbezahlt freigestellt – mit Arbeitsplatzgarantie. „Dann ist zwar später mal was von der Rente weg, aber was soll’s…!“

Was soll’s, wenn man im Mündungsgebiet von Yukon- und Pelly-River, direkt am Einfluss des Pelly rund 17 Hektar Land sein eigen nennen darf. Die nächste größere Ansiedlung ist Fort Selkirk, das indianische Freilichtmuseum.

Doch bis es soweit war, floss viel Wasser den Fluß hinunter. Eigentlich hatte es Luke schon aufgegeben, das Land seiner Träume zu finden. Bis eines Tages ein Makler in Whitehorse zu ihm sagte: „Ich hab was für Dich!“ Und nicht arg viele hätten sich auf das dann folgende eingelassen. Im Büro des Maklers wurde Luke ein alter Plan mit einigen fotokopierten Fotos präsentiert. „Viel zu erkennen gab es da nicht“, erinnert sich Luke schmunzelnd. Immerhin wusste er, wo das Grundstück ungefähr liegen musste, denn mit dem Kanu hatte er diese Ecke schon durchfahren.

Luke machte sich dann zusammen mit dem Makler auf die Suche nach den Grenzpfosten auf seinem Land. Wahrlich kein einfaches Unterfangen auf 17 Hektar und einige der Pfosten wurden tatsächlich erst Jahre später entdeckt. Vier Tage lang ging Luke sein Land ab. Wald, Wald und nochmals Wald – „hinten raus kommt nichts mehr!“ Ein traumhafter Herbst tat dann noch das seine zur endgültigen Kaufentscheidung.

Nun hatte der Bayer also Indianerland gekauft. Und das ist nichts, was man mit einem Achselzucken abtut. Denn eigentlich wollten die Natives dieses Stückchen Erde (das ihnen ja eigentlich einmal gehört hat oder streng genommen immer noch gehört) selbst kaufen. Deshalb waren sie auf Luke auch nicht besonders gut zu sprechen, als sie hörten, dass er den Zuschlag erhalten hatte. Die Situation war nicht ohne und hätte durchaus eskalieren können – „ich hatte wirklich Angst, dass irgendwann plötzlich meine Hütte brennt“, denkt Luke mit gemischten Gefühlen an diese Zeit zurück. Doch dann erhielt er unerwartete Hilfe von Farmer Dale, der zwei Indianerkinder zur Pflege aufgenommen hatte und über beste Beziehungen zu den Natives verfügte. Er ging in die Indianersiedlung und machte gut Wetter.

Das war auch bitter nötig, denn inzwischen griffen Lukes Gegner auch schon mal zu unsauberen Mitteln. Als eines Tages eine Elchkuh mit Kalb erlegt wurde – nicht nur für Indianer ein No-Go – verbreitete ein Native, dass ein Weißer, sprich Luke, für den Abschuss verantwortlich sei. Doch dann klärte sich alles auf: der Indianer, der das Gerücht verbreitet hatte, hatte die Kuh selbst geschossen, um den Weißen in Verruf zu bringen und vom Indianerland zu vertreiben.

Eines Tages tauchten Feuerwehrleute bei seinem Haus auf. Ob er denn nichts gerochen habe, wollte der Chef wissen. Der Wald stand 2 Kilometer vor seinem Grundstück in Flammen und die Feuerwehr versuchte verzweifelt, das Feuer einzudämmen. Irgendwann jedoch wurde die Rauchentwicklung so stark, dass Luke evakuiert werden musste. Rauch und glühende Tannenadeln kamen seinem Haus immer näher. Sollte dies das Ende sein? Im Boot transportierte Luke die nötigsten Sachen zur Pelly Farm. Die Feuerwehr konnte das Feuer schlußendlich wenige hundert Meter vor seinem Land zu stoppen bringen.

Der Alptraum war vorüber und Lukes mit eigenen Händen und primitivsten Hilfsmitteln errichtetes Häuschen gerettet. Dieser Hausbau ist eine Geschichte für sich. In Deutschland baute sich Luke zuerst einmal ein Modell seines Blockhauses, denn es sollte kein Vinyl-Plaste-Cottage werden, wie es viele Kanadier bevorzugen.

Durch Zufall fand er in Whitehorse einen Baumarkt, der Pleite gegangen war. Luke ging auf Einkaufstour und kaufte alle Holzbohlen (fünf Meter lang) auf; des weiteren noch Bleche, Bretter, Nägel und was man sonst noch alles für einen Hausbau benötigt. Doch dann gleich die nächste Herausforderung: wie das alles von der Stadt 350 Kilometer in den Busch transportieren? Ein Transportunternehmer vor Ort winkte ab – das sei kein Problem, da habe er schon andere Fuhren gemeistert. Und so kam sein Baumaterial von Whitehorse zur Pelly Farm – 350 Kilometer über hubbelige Waldwege, enge Brücken; Kosten 200 Dollar.

Das Material wurde an der Farm in Ufernähe abgeladen. Von dort aus karrte Luke die kleineren Baumaterialien mit seinem Kanu mit Außenborder zum Bauplatz – hin und her, her und hin. Für die Fünf-Meter-Bohlen baute Luke an der Pelly Farm mit angeschwemmtem Holz ein Floß, packte die Bohlen drauf und flößte sie zum Grundstück. Dort musste er „nur“ noch alles das Steilufer zum Bauplatz hochgeschleppen.

Der talentierte Handwerker Luke hatte zwar noch nie ein Haus gebaut, aber sich immerhin schon mal ein Zimmermann-Lehrbuch durchgelesen. Noch im selben Sommer entstand auf einem Kiesfundament ein Blockhaus – verzapft, auf kanadisch-bayrische Zimmermannsart, wie Luke nicht ohne Stolz meint. Die reine Transport- und Bauzeit für den Rohbau dauerte 8 Wochen – „harte Sträflingsarbeit!“ Diese auch für kanadische Verhältnisse Rekordzeit von einem weißen Laien ging bei den benachbarten Natives in die Geschichte ein. Die Indianer waren so beeindruckt, dass sie die Geschichte über den Hausbau von Luke in ihre touristischen Führungen in Fort Selkirk einbauten. So hat Luke also doch noch seinen Frieden mit den Natives gemacht.

Was die Jahre darauf noch folgte, waren quasi viele Feinarbeiten. Am Anfang zum Beispiel kochte Luke noch im Freien, bis es ihm dann im Herbst doch zu kalt wurde. Also baute er eine Küche und einen Keller zum Lagern von Lebensmitteln. Kein einfaches Unterfangen, denn wegen des kiesigen Untergrundes konnte er so viel buddeln wie er wollte – es brach ihm immer wieder alles zusammen.

Wochenlang hatte er in der Erde gewühlt, bis er sich schließlich eine Holzbox baute, mit der Idee, diese passgenau in seine gebuddelte Grube einzulassen. Er musste nach Fertigstellung der Verschalung in die Grube steigen unter die schwere Box, die er dann Stück für Stück mit einem selbstgebauten Flaschenzug-System nach unten ließ. „So aufgewühlt war ich nie wieder – wenn das Ding runtergekommen wäre, hätte es mich lebendig begraben.“

Hat es ihn aber nicht, das Ding, und es wird nicht die letzte Situation gewesen sein, bei der sich Außenstehende fragen werden, ist es das Wert? Für Luke hat sich diese Frage nie gestellt und wird es auch nie tun. Aber das kann wahrscheinlich nur nachvollziehen, wer wie Luke seine Vision, seinen eigenen Traum in die Tat umsetzt.

Luke hat sich jedenfalls vorgenommen, sich irgendwann in weiter Zukunft auf den Basaltfelsen hoch über seinem Grundstück zum Sterben hinzusetzen. Sein erstes Blutopfer hat er ja schon dargebracht – auf dem Basaltfelsen hoch über dem Yukon-River. Als irdischen Dank an irgend jemanden da oben, dass er trotz aller Widrigkeiten und Irritationen sein Häuschen auf seinem Land bauen konnte.

LUKE – Reportage von Roland Papenberg

Von einem der auszog, ein Haus zu bauen
Dort wo sich Pelly- und Yukon-River treffen…

Von Roland Papenberg 2004

Alle Jahre wieder besucht Luke den Hubl. Und dann plaudern sie über Kanada. Jenes Land, in dem sich Luke irgendwann in weiter Zukunft auf den Basaltfelsen hoch über seinem Grundstück zum Sterben hinsetzen wird.

„I bin dr Luke!“ sagt er, drückt seinem Gegenüber die Hand nach Gutsherrenart, setzt sich auf die Holzbank hinter seinem Kaffeebecher und schweigt erst einmal. Wir sitzen in der großen Wohnküche seines Freundes Hubl in Konstanz. Alle Jahre wieder besucht der Luke den Hubl in der ehemaligen französischen Cherisy-Kaserne. Und dann plaudern sie über Kanada. Jenes Land, in dem sich Luke irgendwann in weiter Zukunft auf den Basaltfelsen hoch über seinem Grundstück zum Sterben hinsetzen wird.

Sein erstes Blutopfer hat er ja schon dargebracht – eben auf dem Basaltfelsen hoch über dem Yukon-River. Als irdischen Dank an irgend jemanden da oben, dass er trotz aller Widrigkeiten und Irritationen sein Häuschen auf seinem Land bauen konnte, ein Traum in Erfüllung gegangen ist. Davon erzählt Luke bei Hubls starkem Kaffee.

Und so hat er viel zu erzählen, der Luke – vom Landkauf in letzter Minute, dem Hausbau mit Hindernissen, Begegnungen mit zunächst einmal unfreundlich gesinnten Indianern und noch unfreundlicheren Bären, einem Waldbrand, dessen Flammen seinen Traum fast auffraßen. Ob und wie er letzteres verdaut hätte, kann er allenfalls erahnen. Aber man spürt heute noch, Jahre nach dem Brand, eine gewisse Anspannung, wenn Luke darüber spricht. Vielleicht ist es auch das Wissen, dass so etwas jederzeit wieder geschehen kann. Im Busch ist man den Launen und Gesetzmäßigkeiten der Natur ausgeliefert – und wenn man sich noch so sehr mit ihr zu arrangieren versucht.

Kanada-Erfahrung hat Luke zur Genüge. Immer wieder war er auf dem Yukon mit seinem Kanu unterwegs. Schon damals arbeitete der sympathische Allgäuer mit dem markanten Schnauzbart in Deutschland Schicht, sammelte freie Tage, um dann einige Wochen in Kanada verbringen zu können. Doch bald gab er sich damit nicht mehr zufrieden. Und weil sein Brötchengeber mitspielt, kann Luke heute drei Monate am Stück zu seinem geliebten Yukon pilgern. So lange nämlich wird er im Betrieb freigestellt – mit Arbeitsplatzgarantie. „Dann ist zwar später mal was von der Rente weg, aber was soll’s…!“

Was soll’s, wenn man im Mündungsgebiet von Yukon- und Pelly-River, direkt am Einfluss des Pelly rund 17 Hektar Land sein eigen nennen darf. Die nächste größere Ansiedlung ist Fort Selkirk, das indianische Freilichtmuseum. Vom kultivierten Highway geht es 50 Kilometer auf Wald- und Schotterwegen durch den Busch bis zur Pelly Farm. Eine ehemalige Versorgungsstation für die Planwagen auf ihrem Zug nach Dawson. Auf diesem historischen Grund lässt Luke sein Auto stehen, denn die letzten acht Kilometer zu seinem Land geht es per Kanu.

Doch bis es soweit war, floss viel Wasser den Pelly hinunter. Eigentlich hatte es Luke schon aufgegeben, das Land seiner Träume zu finden. Bis eines Tages ein Makler in Whitehorse zu ihm sagte: „Ich hab was für Dich!“ Und nicht arg viele hätten sich auf das dann folgende eingelassen. Im Büro des Maklers wurde Luke ein alter Plan mit einigen fotokopierten Fotos präsentiert. „Viel zu erkennen gab es da nicht“, erinnert sich Luke heute schmunzelnd. Immerhin wusste er, wo das Grundstück ungefähr liegen musste, denn mit dem Kanu hatte er diese Ecke schon durchfahren. Das Angebot kam übrigens drei Tage vor seinem Rückflug – danach hätte er die Suche nach Land aufgegeben.

Wieder zurück in Deutschland zeigte Luke dann einem Freund den Plan und der finanzierte tatsächlich den Landkauf mit:“ Buch einen Flug, geh rüber und kauf das Land“, habe ihm sein Freund damals kurz und bündig gesagt. Das ließ sich Luke nicht zweimal sagen und wieder in Kanada machte er sich dann zusammen mit dem Makler auf die Suche nach den Grenzpfosten auf seinem Land. Wahrlich kein einfaches Unterfangen auf 17 Hektar und einige der Pfosten wurden tatsächlich erst Jahre später entdeckt. Vier Tage lang ging Luke sein Land ab. Wald, Wald und nochmals Wald – „hinten raus kommt nichts mehr!“ Ein traumhafter Herbst tat dann noch das seine zur endgültigen Kaufentscheidung.

Doch noch war das Land nicht gekauft, denn manchmal gehen auch in Kanada die Uhren etwas anders. Wieder zuhause erfuhr Luke plötzlich, dass wichtige Papiere nicht beim Notar waren, Fristen waren verstrichen und mussten verlängert werden. Die ganze Sache stand bis zum Schluss auf der Kippe. Doch irgendwann dann konnte auch Luke den entscheidenden Eintrag im Grundbuch lesen.

Nun hatte der Allgäuer also – wie sich herausstellte – Indianerland gekauft. Und das ist nichts, was man mit einem Achselzucken abtut. Denn eigentlich wollten die Natives dieses Stückchen Erde (das ihnen ja eigentlich einmal gehört hat oder streng genommen immer noch gehört) selbst kaufen. Deshalb waren sie auf Luke auch nicht besonders gut zu sprechen, als sie hörten, dass er den Zuschlag erhalten hatte. Die Situation war nicht ohne und hätte durchaus eskalieren können – „ich hatte wirklich Angst, dass irgendwann plötzlich meine Hütte brennt“, denkt Luke mit gemischten Gefühlen an diese Zeit zurück. Doch dann erhielt er unerwartete Hilfe von einem Farmer, der zwei Indianerkinder zur Pflege aufgenommen hatte und über beste Beziehungen zu den Natives verfügte. Er ging in die Indianersiedlung und machte gut Wetter.

Das war auch bitter nötig, denn inzwischen griffen Lukes Gegner auch schon mal zu unsauberen Mitteln. Als eines Tages eine Elchkuh mit Kalb geschossen wurde – nicht nur für Indianer ein No-No – verbreitete ein Native, dass ein Weißer, sprich Luke, für den Abschuss verantwortlich sei. Doch dann klärte sich alles auf: der Indianer, der das Gerücht verbreitet hatte, hatte die Kuh selbst geschossen, um den Weißen in Verruf zu bringen und vom Indianerland zu vertreiben.

Dass in Kanada manche Entscheidungen auf ungewöhnliche Weise getroffen werden, erfuhr auch Luke. Denn dass sein Land mitten in der Wildnis überhaupt vermessen wurde (woraus sich die Steuer berechnet), hat er einem Waldbrand zu verdanken.

Eines Tages landete ein Hubschrauber bei seinem Haus. Ob er denn nichts gerochen habe, wollte die Besatzung wissen. Doch, doch, das hatte der Luke schon – „eine Brise von einem Lagerfeuer.“ Nun, nicht ganz richtig, der Wald stand in Flammen und Feuerwehrteams versuchten verzweifelt, das Feuer einzudämmen. Irgendwann jedoch wurde die Rauchentwicklung so stark, dass Luke evakuiert werden musste. Rauch und glühende Tannenadeln kamen seinem Haus immer näher. Sollte dies das Ende sein? Im Boot transportierte Luke die nötigsten Sachen zur Pelly Farm. „So habe ich noch auf Regen gehofft.“ Bald darauf sollte es zwei Tage lang regnen.

Der Alptraum war vorüber und Lukes mit eigenen Händen und primitivsten Hilfsmitteln errichtetes Häuschen gerettet. Dieser Hausbau ist eine Geschichte für sich, die sich all jene hinter den Spiegel stecken sollten, die tief im Busch ihr Häuschen errichten wollen. In Deutschland baute sich Luke zuerst einmal ein Modell seines Blockhauses, denn das musste es sein; kein Vinyl-Plaste-Cottage, wie es viele Kanadier bevorzugen.

Ganz allein war er nicht, denn Freunde boten sich an, beim Hausbau in Kanada zu helfen. Und so machten sich dann fünf Mann auf den Weg ins gelobte Land unterm Ahornblatt. Zuerst wurde ein Camp aufgebaut und nach Baumaterial Ausschau gehalten. Luke: „Und dann stellst du schnell fest, so einfach ist es gar nicht, geschnittenes Holz aufzutreiben.“

Durch Zufall fand er in Whitehorse einen Baumarkt, der Pleite gegangen war. Luke ging auf Einkaufstour und kaufte alle Holzbohlen (fünf Meter lang) auf; des weiteren noch Bleche, Bretter, Nägel und was man sonst noch alles für einen Hausbau benötigt. Doch dann gleich die nächste Herausforderung: wie das alles von der Stadt in den Busch transportieren? Ein Transportunternehmer vor Ort winkte ab – das sei doch kein Problem, da habe er schon andere Fuhren gemeistert. Und so kam sein Baumaterial von Whitehorse zur Pelly Farm – 350 Kilometer über hubbelige Waldweg, enge Brücken; Kosten 200 Dollar.

So weit, so gut – das Material wurde an der Farm in Ufernähe abgeladen. Von dort aus karrten Luke und seine Kumpels die kleineren Baumaterialien mit zwei Motorbooten zum Bauplatz – hin und her, her und hin. Aber was tun mit den großen Balken, den Fünf-Meter-Bohlen? Aber da gab es doch etwas in der kanadischen Geschichte? Luke erinnerte sich an die kanadischen Flößer, die das Land mit groß gemacht und so manchen Segelmasten für ein britisches Kriegsschiff den Yukon hinuntergeflößt hatten. Also wurde mit an der Pelly Farm angeschwemmtem Holz ein Floß gebaut, die Bohlen draufgepackt und zum Grundstück geflößt. Dort musste dann „nur“ noch alles das Steilufer zum Bauplatz hochgeschleppt werden.

Keiner der fünf Männer hatte zwar je ein Haus gebaut. Luke zum Beispiel hatte sich gerade einmal ein Zimmermann-Lehrbuch durchgelesen. Und dennoch entstand auf einem Kiesfundament ein Blockhaus – verzapft, auf kanadisch-bayrische Zimmermannsart, wie Luke nicht ohne Stolz meint. Die reine Transport- und Bauzeit dauerte sechs Wochen – „harte Sträflingsarbeit!“ Diese auch für kanadische Verhältnisse Rekordzeit von absoluten weißen Laien ging bei den benachbarten Natives in die Geschichte ein. Die Indianer waren so beeindruckt, dass sie die Geschichte über den Hausbau von Luke in ihre touristischen Führungen in Fort Selkirk einbauten. So hat Luke also doch noch seinen Frieden mit den Natives gemacht.

Was dann noch folgte, waren quasi die Feinarbeiten. Am Anfang zum Beispiel kochte Luke noch im Freien. Bis es ihm dann doch zu kalt wurde. Also baute er eine Küche und einen Keller zum Lagern von Lebensmitteln an. Kein einfaches Unterfangen, denn wegen des kiesigen Untergrundes konnte er so viel buddeln wie er wollte – es brach ihm wochenlang alles wieder zusammen; er erlebte die Sysiphus-Geschichte am eigenen Leib.

Und dann der Kellerbau. Wochenlang in der Erde gewühlt, weil auch hier immer wieder alles zusammenfiel. Bei 1,50 Meter Tiefe hörte er schließlich auf. Er baute sich eine Holzbox, passgenau, die er in seine gebuddelte Grube einlassen wollte. Da inzwischen kein Helfer mehr da war, musste er in die Grube steigen und unter die schwere Box klettern, die er dann Stück für Stück mit einem kleinen Flaschenzug-System nach unten ließ. „So aufgewühlt war ich nie mehr – wenn das Ding runtergekommen wäre, es hätte mich lebendig begraben.“

Hat es ihn aber nicht, das Ding, und es wird nicht die letzte Situation gewesen sein, bei der sich Außenstehende fragen werden, ist es das Wert? Für Luke hat sich diese Frage nie gestellt und wird es auch nie tun. Aber das kann wahrscheinlich nur nachvollziehen, wer seine Vision, seinen ganz persönlichen Traum verwirklichen kann.

Danke Roland

Fotos während der Dreharbeiten

LUKE – der letzte wilde Hund am Yukon
Auswanderer in Kanada / Yukon Territory

 

Die Fotos sind während der Dreharbeiten zu dem Film „LUKE – der letzte wilde Hund am Yukon“ entstanden.

Flyer von der Vorführung im K9

Luke